Fischkrankheiten

Fischkrankheiten
Fischkrankheiten,
 
durch verschiedene Erreger oder Veränderungen der Umweltbedingungen verursachte Krankheiten der Fische. Äußerliche Hinweise auf Fischkrankheiten sind untypisches Verhalten der Fische (z. B. Einstellung der Nahrungsaufnahme, veränderte Schwimmweise wie Seiten- oder Rückenlage, Luftschnappen an der Wasseroberfläche, schnelle Atembewegungen) oder geändertes Erscheinungsbild (z. B. Körperfarbe und -gestalt, Hautveränderungen wie Geschwüre und Entzündungen, Kiemen- und Flossenschädigungen).
 
Infektiöse Krankheiten
 
entstehen durch Viren (z. B. Blumenkohlkrankheit der Aale, hämorrhagische Virusseptikämie, Lymphocystiskrankheit, Pockenkrankheit), Bakterien (z. B. die infektiöse Bauchwassersucht, die in zwei Erscheinungsformen vorkommt: der typischen Bauchwassersucht, u. a. gekennzeichnet durch einen aufgetriebenen Leib, und einer geschwürigen Form; des weiteren Maulschimmel, Furunkulose, Fleckenseuche, Tuberkulose, Kiemenkrankheit), Algen (z. B. Befall mit Dinoflagellaten), Pilze (z. B. Kiemenfäule, Fischschimmel) und Protozoen (z. B. Weißkörnchenkrankheit, Neonkrankheit, Drehkrankheit). Parasitosen werden verursacht durch Saugwürmer (z. B. an Kiemen saugende Larven von Dactylogyrus und Diplozoon oder Larven von Diplostomum im Fischauge), Bandwürmer (z. B. Larven des Riemenbandwurms Ligula in der Leibeshöhle oder des Fischbandwurms Diphyllobothrium in Muskulatur und Leber), Kratzer (z. B. Pomphorhynchus am Darmepithel von Süß- und Meerwasserfischen), Fadenwürmer (z. B. Larven von Anisakis), Fischegel (z. B. der Blut saugende Pisciola, schädigt besonders die Fischbrut). Von den Krebstieren parasitieren Ruderfußkrebse (die auch Bakterien oder andere Parasiten übertragen können) an den Kiemen (z. B. Ergasilus) oder in der Haut (z. B. Lernaea oder die Karpfenlaus Argulus), Rankenfüßer bei Meeresfischen (z. B. Anelasma in der Haut von Haien) und Asseln (z. B. Nerocilia, Fleisch fressend und Blut saugend). Ein parasitäres Wirbeltier ist z. B. das Meerneunauge, das sich festsaugt und am Körper von Fischen frisst.
 
Nicht erregerbedingte Krankheiten
 
entstehen u. a. durch Änderungen der Wasserqualität, z. B. durch Wärme- und Kälteschock bei Temperaturschwankungen, Sauerstoffmangel, Sauerstoff- oder Stickstoffübersättigung (Gasblasenkrankheit), Änderungen von pH-Wert (Säure- und Laugenkrankheit) oder Salzgehalt. Weitere Ursachen für Fischkrankheiten sind z. B. Verätzung durch Chlor, Vergiftungen durch Blut- (z. B. Blausäure), Nerven- (z. B. Ammoniak, DDT) oder Herzgifte (z. B. Alkaloide), Metallsalze (z. B. Quecksilber, Kupfer), Öle, Phenole, Detergenzien, Beton, Dünger, Desinfektions- und Anstrichmittel, Pestizide, Massenentwicklungen u. a. von Algen, die z. B. giftige Stoffe ausscheiden können. Bei drastischer Veränderung der Wasserqualität kann es zum Fischsterben kommen. Vergiftungsmittel beim Fischfang sind z. B. Fischkörner, Rotenon und Pyrethrum. Fischkrankheiten können auch auf falsche oder mangelhafte Ernährung zurückzuführen sein, z. B. Stoffwechselstörungen nach Fütterungsfehlern in der Teichwirtschaft (ungünstige Nahrungszusammensetzung, Vitaminmangel). Ferner kann es zu Magen-, Darm- und Nierenentzündungen, lipoider Leberdegeneration und Krebs (z. B. Wirbelsäulen- und Flossenfehlbildungen, Tumoren) kommen. Auch Erbfaktoren spielen bei der Entstehung von Fischkrankheiten eine Rolle.
 
 
H.-H. Reichenbach-Klinke: Krankheiten u. Schädigungen der Fische (1966);
 W. Schäperclaus: F., 2 Bde. (Berlin-Ost 51990);
 E. Amlacher: Tb. der F. (61992).

Universal-Lexikon. 2012.

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